21. Februar 2016

Rezension zu "Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord"




Mord-Ermittlungen durch kalorienreiche und schmackhafte Bestechung, Ratschläge für schwierige Lebenslagen mit Hilfe von Kochrezepten in ihrer Kolumne der Klein-Karoo-Gazette und ausgedehnte Kochorgien zu jeder Tageszeit - das macht die Protagonistin Tannie Maria im Erstling von Sally Andrew "Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord" aus.
Das Buch ist der Auftakt einer Krimireihe, die in Südafrika in Ladismith in der Klein-Karoo spielt und ein amüsanter Kriminalroman gespickt mit südafrikanischen Kochrezepten und Kochtipps ist.

Inhalt:
Die Witwe Tannie Maria lebt in der Nähe von Ladismith in einem kleinen Farmerhaus, schreibt für die Klein-Karoo-Gazette eine Leserbrief-Kolumne zur bodenständiger Lebenshilfe, der sie Rezepte beifügt und die von den Lesern sehr geliebt wird, spricht mit ihren Pflanzen, ihren Hühnern und ihrem Essen und verbringt den Tag sehr gerne mit dem Kochen neuer Gerichte.
Sie ist mit sich und ihrem Leben im wesentlichen zufrieden:
"Aber vielleicht ist das Leben ein unermüdlicher Fluss, der vom Tod zur Liebe fließt und wieder zurück. Hin und her. Doch obwohl er auf diese Weise dahinströmt, gibt es viele Menschen, die nie schwimmen. So wie ich. Jedenfalls dachte ich das bisher." (Zitat Seite 7 im Buch)
Als jedoch ein verzweifelter Brief einer von ihrem Mann bedrohten Frau die Zeitung erreicht und diese kurz danach ermordet wird, beginnt Tannie Maria auf ihre ganz eigene Art gemeinsam mit den beiden anderen Journalistinnen der Zeitung zu ermitteln, wobei die Damen durch Bestechung mit Tannie Marias leckerem Essen und nächtliche Einbrüche in das Haus der Ermordeten der örtlichen Polizei und auch dem Mörder in die Quere kommen.
Die Hobby-Detektivinnen geraten dabei in große Gefahr, ermitteln aber mindestens so erfolgreich wie die Polizisten um den smarten Detective Kannemeyer, der sich lieber auf traditionelle Polizeimethoden verlässt, und schrecken auch nachdem eine der Damen entführt wird nicht vor weiteren Aktionen zurück.

Die Geschichte ist mit gemütlicher Langsamkeit und mit viel Witz, der teilweise an Slapstick grenzt, erzählt. Man erfährt viel über Tannie Marias Leben, ihren familiären Background, der manchmal unaufdringlich mit globaleren Ereignissen wie dem Tod von Nelson Mandela oder der Gewalt an Frauen in den niederländisch-reformierten Gemeinden in Südafrika verknüpft wird.
Letztere ist auch der Anlass für die Mordermittlungen der drei Damen der Klein-Karoo-Gazette, weil der Leserbrief der Ermordeten voller Verzweiflung und Hilflosigkeit gegenüber der häuslichen Gewaltsituation verfaßt war und weil Tannie Maria von ihrem verstorbenen Mann ebenso verprügelt und gedemütigt wurde.

Tannie Maria entpuppt sich als als gewiefte Detektivin im Stil von Miss Marple, die auf Kleinigkeiten Wert legt, die männliche Polizistenaugen schon mal leicht übersehen können. Trotz aller Gefahr steht ein gutes Essen, das ausgiebig zubereitet wird, bei ihr oft an erster Stelle, womit sie auch ihr Umfeld zu begeistern und zu bestechen versteht. Ohne Tupperdose gefüllt mit etwas Leckerem begibt sie sich nie in ihr Auto, um zur Zeitung oder zu Befragungen zu fahren. Dass Tannie Maria damit auch Detective Kannemeyer, der sie wegen Bedrohung ihres Lebens beschützt, zu beeindrucken weiß und dass sich daraus für sie selbst eine Liebesgeschichte mit selbigem entwickelt, bei der die ihr eigene Keuchheit und der Tanz, den beide veranstalten, beim Lesen viel Schmunzeln und Kichern auslöst, gibt dem Buch eine besondere Note.

Trotz dass mir Tannie Maria ans Herz gewachsen ist und ich die langsame und gemütliche Erzählart mit vielen Abschweifungen und Nebenbemerkungen mag, hat das Buch leider ein paar Längen und Wiederholungen, die in meinen Augen die wunderbare Geschichte zu sehr ausbremsen. Dazu gehören für mich die häufigen Wiederholungen der Zubereitung jeder einzelnen Mahlzeit der Tannie oder die sich ständig wiederholenden Beschreibungen der Zubereitungen von neuem Zwieback, wenn dieser alle ist. Anstrengend fand ich auch die ständige Erwähnung von Tupperdosen oder die ewig auf der Haut klebende Kleidung von Tannie Maria.
Schade, denn hier hätte etwas Straffung oder weniger werbewirksame Verpackung der Speisen dem Buch sehr gut getan.

Fazit:
Eine unterhaltsame und witzige Geschichte um Mord und Liebe gespickt mit kalorienreichen Kochrezepten, die man keinesfalls während einer Diät lesen sollte. Leider gibt es ein paar Längen durch Wiederholungen, die den Lesegenuss schmälern. Ich vergebe 3,5 Sterne.


480 Seiten · mit Schutzumschlag
13.8 x 21.5 cm 
EUR 19,99 · EUA 20,60
ISBN: 3-85535-003-5 
ISBN-13: 978-3-85535-003-2
Erscheinungsdatum Januar 2016 

Atrium-Verlag

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