28. August 2016

Rezension zu "Interview mit einem Mörder" von Bernhard Aichner



Der vierte Teil der mittlerweile als Kult und Geheimtipp gehandelten Krimiserie um den Totengräber Max Broll ist der erste Band diese Reihe, den ich gelesen habe. Im knappen Stil und mit hohem Tempo wird man auch als Nichtkenner der Serie mitten ins Geschehen katapultiert, eine überschaubare Anzahl von Personen erleichtern die Verfolgung und Konzentration auf die Handlung und deren Hintergründe. Und vor allem: Max Broll ist kein geschiedener, problembehafteter, dem Selbstmord näher und völlig ausgebrannter Ermittler, sondern ein im wesentlichen zufriedener "normaler" Mensch.

Klappentext
Ein friedlicher Sommertag, ein Fest auf dem Dorfplatz: Der Ex-Fußballstar Johann Baroni feiert die Eröffnung seines neuen Würstelstandes. Da fällt plötzlich ein Schuss - und Baroni sinkt leblos zu Boden. Totengräber Max Broll ist verzweifelt: Sein bester Freund darf nicht sterben!
Während Baroni im Krankenhaus um sein Leben kämpft, tut Max alles, um den Schützen zu überführen. Denn er hat gesehen, wer auf Baroni geschossen hat. Doch der vermeintliche Täter entpuppt sich als harmloser Tourist. Es gibt kein Motiv, keine Tatwaffe, keine weiteren Zeugen - die Polizei hält den Mann für unschuldig, niemand schenkt Max Glauben. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen und sich an die Fersen des Mörders zu heften. Eine rasante Verfolgungsjagd beginnt, die Max bis auf ein Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer führt.
Geniale Dialoge, überraschende Wendungen - auch in seinem vierten Max-Broll-Krimi zieht Bernhard Aichner seine Leser in einen atemberaubenden Sog. Hochspannung bis zur letzten Seite!

Das Buch hat mich blitzschnell in seinen Bann gezogen, durch knappe Sätze wird enormes Tempo vorgelegt, die oft fast stichpunktartig gegebenen Eckdaten zur Vergangenheit der Figuren schließen auch Neuleser der Serie nicht aus und die Geschichte selbst baut als Mischung aus traditionellem Kriminalroman mit Ermittler, den man als Leser begleitet, und Psychothriller enorme Spannung auf. Dazu ein paar liebenswert schrullige Charaktere wie ein kiffender afrikanischer Dorfpfarrer, ein ehemaliger Fußballstar und Max Broll selbst, der zunächst wie ein Stier losstürmt, später in althergebrachter Manier mit Psychologie und kriminalistischem Geschick dem Täter auf die Schliche kommt und Fallen stellt - und der Krimi ist perfekt.

Als Leser bewegt man sich an der Seite von Max Broll und teilt seine Verdächtigungen im Hinblick auf Täter und Tathergang, ebenso seine Beobachtungen und Zweifel, gibt sich mit ihm der Obsession hin und versinkt gemeinsam mit ihm fast rettungslos in der aufreibenden Verfolgungsjagd des Verdächtigten und in den Gesprächen mit ihm. Ich finde, das ist enorm clever und sehr gut geschrieben, manipulativen für Max und den Leser gleichermaßen, ständig zweifelnd aber dennoch vorantreibend.

Die Jagd findet ein fulminantes und für mich unerwartetes Ende im traditionellen Stil, dass der Ermittler die Tat in allen Einzelheiten aufdeckt und dem Publikum zur Schau stellt, wenn auch mit ungewöhnlichen Mitteln und mit einem As im Ärmel. Ein ganz klein wenig zu glatt in Richtung "Ende gut - alles" gut verlief mir die Handlung jedoch ganz am Schluss des Buches, weshalb ich "nur" vier Sterne vergebe, aber dennoch eine unbedingte Leseempfehlung ausspreche für Liebhaber guter Krimilektüre.

Bernhard Aichner
Interview mit einem Mörder
Gebundene Ausgabe
Haymon Verlag
ISBN 9783709971338
Erschienen Juli 2016

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