26. April 2016

Rezension "Der schönste Grund, Briefe zu schreiben" von Ángeles Doñate





Das Buch "Der schönste Grund, Briefe zu schreiben" von Ángeles Doñate ist ein gemütliches, ruhiges Wohlfühlbuch, das neben der Lust am Lesen auch die Lust zur langsamen Kommunikation des Briefeschreibens erweckt.

Klappentext:
In dem kleinen spanischen Ort Porvenir zieht der Winter mit einer schlechten Nachricht ein: Das über hundert Jahre alte Postamt soll geschlossen werden. Eine Hiobsbotschaft für Sara, die rothaarige Postbotin und allein erziehende Mutter, die nun nach Madrid versetzt werden soll. Und eine Katastrophe für die achtzigjährige Rosa, die in der sympathischen Frau und ihren drei kleinen Kindern eine Familie gefunden hat. Doch dann hat die alte Dame eine Idee, die alles vielleicht noch retten könnte: Sie schreibt einen Brief, der ihr schon seit Jahrzehnten auf der Seele brennt, und eröffnet damit einen Reigen außergewöhnlicher Briefe, die alle auf dem Postamt von Porvenir landen. An ihrem vierzigsten Geburtstag erhält die vollkommen überraschte Sara neununddreißig Briefe mit Zitaten aus den schönsten Liebesbriefen der Weltliteratur. Der vierzigste Brief aber ist von dem Mann, der sie heimlich liebt...

"Ungesagte Worte sind wie Anker, die uns an die Tiefe ketten"

Viele liebenswerte Kleinigkeiten und Detailbeschreibungen machen die Geschichte zu einer Harmonie-Erzählung, in der man sich gerne verlieren möchte. Das Buch strotzt vor berührenden Textstellen, die man sich am liebsten alle aufschreiben möchte, um sie nicht wieder zu verlieren. Bei der Lektüre des Buches kommt man sich als Leser fast so vor, als würde man selbst all die Briefe, die im Buch stehen, erhalten und lesen dürfen und dabei die Geschichten der Schreiber erfahren. Die Briefe rühren am Herz des Lesers, sorgen für ein einhüllendes Gefühl wie durch eine kuschelige Decke. Die Beziehungen der meisten Bewohner des Dorfes Porvenir untereinander ist geprägt von Behaglichkeit, Wohlwollen und Vorsicht im Umgang miteinander, wovon auch die meist der Briefe zeugen. Die wenigen Ausnahmen an eckigen Charakteren finden am Ende der Geschichte auch ihren Platz in der Gemeinschaft des Dorfes oder zumindest in ihrem eigenem Leben.
Da auch noch zwei Liebesgeschichten in der Rahmenhandlung des Buches eine Rolle spielen, und eine Chilenin, die zwecks Versorgung ihrer Familie gezwungen ist, in Porvenir zu arbeiten und ihre Kinder deshalb nicht aufwachsen sehen kann, ein kleines Stück Glück durch Akzeptanz und etwas Zuwendung erfährt, geht dem Leser am Ende des Buches das Herz vollends auf.

Doch genau dies ist auch meine Kritik am Buch. Ich mag durchaus Harmoniebücher und halte es für wichtig, als Gegenpol zum Elend und Leid zu zeigen, wie schön Glück und friedliches Zusammenleben sein kann, was dieses Buch versucht. Doch hier wirkt das auf mich nicht überzeugend genug, vieles läuft zu glatt, zu kampflos. Die Dinge fügen sich fast von allein zum Guten, was mir hier einfach zu unrealistisch und auch am Ende des Buches zu viel ist und damit die Geschichte leider zu platt und anspruchslos wirken lässt.

Ich gebe dennoch eine Leseempfehlung mit drei Sternen, sofern man es als einhüllendes, Geborgenheit vermittelndes und gut zwischendurch zu lesendes nicht allzu anspruchsvolles Werk betrachtet. Manchmal bedarf es einer märchenhaften Geschichte, und nicht zuletzt die Anregung zum Briefe schreiben, die mich auch erreicht hat, hat doch etwas sehr schönes.




Ángeles Doñate
"Der schönste Grund, Briefe zu schreiben"
Fester Einband, 420 Seiten
ISBN 978-3-8517-9341-3
Verlag Thiele & Brandstätter
Erstausgabe Februar 2016

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