19. April 2016

Rezension zu "Muchachas. Tanz in den Tag" von Katherine Pancol



Das Cover des Buches "Muchachas - Tanz in den Tag" der französischen Schriftstellerin Katherine Pancol und auch der Buchtitel selbst suggerierten mir eine verspielte, leichte und vielleicht auch etwas zuckerige Frauengeschichte. Ich habe das Buch gelesen, weil der Inhalt dieser Erwartung überhaupt nicht entspricht, sondern sich vor dem Leser nach anfänglichem snobistischem Geplänkel und Liebesproblemen eine düstere, problembeladene Frauengeschichte aufrollt, die mich sehr bedrückt und wütend zurückgelassen hat.

Klappentext:
Die junge, selbstbewusste Hortense versucht sich in der Modewelt von New York einen Namen zu machen. Die Erfolgsautorin Joséphine wird in der Liebe wie im Beruf von quälenden Selbstzweifeln heimgesucht. Ihre Tochter, die sechzehnjährige Zoé, erlebt ihre erste große Liebe. Die unscheinbare, aber begnadete Violinistin Calypso erblüht, sobald sie auf der Bühne steht. Zuzon hat ihr ganzes Leben als Dienstmädchen gearbeitet und nie geheiratet. Die warmherzige Julie wartet immer noch auf den Richtigen. Léonie leidet seit Jahren unter der Gewalttätigkeit ihres Mannes und droht daran zu zerbrechen. Und da ist Stella, die ihren kleinen Sohn auf einem Bauernhof allein großzieht, auf einem Schrottplatz arbeitet und nichts von dem dunklen Geheimnis ihrer Herkunft ahnt. Jede dieser Muchachas ("junge Frauen" auf spanisch) hat Ihre ganz eigene Geschichte, ihre Leben könnten unterschiedlicher nicht sein. Eines aber haben diese starken Frauen, deren Wege sich immer wieder kreuzen, gemeinsam: Egal, was passiert, sie lassen sich nicht unterkriegen, nehmen das Leben jeden Tag erneut in Angriff - in der Hoffnung, dass auch für sie das Glück möglich ist. Meisterhaft webt Katherine Pancol ein dichtes Romangeflecht, dessen Sogwirkung sich keine Leserin entziehen kann.

Die Autorin erzählt zwar von all den unterschiedlichen Frauen, doch das Hauptaugenmerk in diesem ersten Teil der Trilogie liegt auf der Geschichte um Stella, ihrer Mutter Léonie und ihrer Freundin Julie. Dieser Teil des Buches gefällt mir sehr, die Geschichte ist aufreibend, fesselnd und bedrückend, die Ungerechtigkeit und Gewalt gegen Frauen hat mich beim Lesen wütend gemacht.
Doch das Buch beginnt mit einer episodenhaften Erzählung zur versnobten Hortense in New York, die zwar stellenweise witzig ist, aber meinen Geschmack in keiner Weise trifft. Im Anschluss daran erfährt der Leser etwas über die Liebesgeschichte der zurückhaltenden und introvertierten Joséphine, die sich zwar durch die vielen Rückblenden interessant lesen lässt, jedoch für mich in keiner Weise zum Rest des Buches passt. Dann macht die Autorin in meinen Augen einen ziemlichen Schnitt im Stil. Die Figuren um Hortense und Joséphine sind für mich wie Staffelstabträger, episodenhaft kommt öfters ein anderer Charakter zu Wort, was der Lektüre Leichtigkeit und dennoch eine gewisse Spannung verleiht. Keine tiefschürfenden Verwicklungen, nur das Antippen von Handlungen in Vergangenheit und Gegenwart, wobei der Leser ab und zu einen Aha-Effekt wegen der Begegnungen einzelner Charaktere hat und Zusammenhänge herstellt.
Im letzten Teil, bei Stella's Geschichte, schürft die Autorin tief, fördert Details aus Gegenwart und Vergangenheit zutage, die bedrückend sind und mir beim Lesen Enge verursacht haben. Es gibt kein Aufatmen durch Zwischenspiele, man wird ziemlich schonungslos mit der schlimmen Familiengeschichte von Stella und ihrer Mutter Léonie konfrontiert. Bei Lesen dieser Seiten verschwanden für mich die anderen Erzählstränge einfach aus dem Blickwinkel, waren nicht mal mehr schmückendes Beiwerk, so geballt, detailliert und eindringlich sind die Beschreibung der ganz persönlichen familiären Hölle von Stella und Léonie.

Die Charaktere aller Episoden und Erzählstränge sind für mich gut greifbar und sehr gut ausgearbeitet, auch wenn einige Details für mich verborgen blieben. Das liegt zum einen daran, dass Katherine Pancol Figuren aus einer früheren mir unbekannten Buchserie aufgreift und in diesem Buch weiter verfolgt, zum anderen ist das Buch selbst der Auftakt einer Trilogie und es bleibt zu erwarten, dass es in den beiden Folgebänden mehr Informationen geben wird.

Was mich an dem Buch sehr gestört hat ist das abrupte Ende. Mitten in der Erzählung abgebrochen hatte ich das Gefühl, es wurden einfach ein paar Seiten vergessen. Mir ist klar, dass es bei einer Trilogie wichtig ist, den Leser mit einem Cliffhanger  bei der Stange zu halten, aber ein solcher ist es nicht, sondern ein grob geführter Schnitt.

Fazit:
Ein solides 3-Sterne Buch, das für mich stilistisch zwiegespalten ist, dessen zweiter Teil mich packen und überzeugen konnte, leider geschmälert durch den krasse Abbruch am Ende des Buches.



€ 14,99 [D] € 15,50 [A] |  CHF 20,50* 
(* empf. VK-Preis)

Paperback, KlappenbroschurISBN: 978-3-570-58556-6

Erschienen: 08.03.2016 
bei carl's books

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