Dieses Buch wird als "Sensation" (Cosmopolitan) oder als "Ein
glorreiches, vielschichtiges, emotional scharfsinniges Fest der
Weiblichkeit" (The Guardian) beworben. Inhaltlich klang es nicht
schlecht und da ich vor einiger Zeit von der gleichen Autorin "Eat Pray
Love" gelesen hatte und es mir gefallen hatte, dachte ich, her mit dem
Teil. Mal sehen. Doch sensationell oder als ein scharfsinniges Fest der
Weiblichkeit kommt mir dieses Buch so gar nicht vor. Gut, es geht um das
nicht alltägliche Leben in den Vierzigern in einem Theater in New York.
Klingt an und für sich nicht schlecht. Und daraus hätte man auch etwas
machen können. Aber hier winkt schon einmal keine sensationelle
Grundidee. Naives Landei wandert in die Großstadt und ist entzückt und
fängt an zu leben, recht promiskuitiv zu leben. Jippieh!?!? Doch auch
aus so einer etwas platten Idee kann man etwas zaubern. So ist das
Personal des Theaters in New York wieder ganz bezaubernd. Und die
Sprache einer Elizabeth Gilbert rettet das Buch natürlich auch, ein
Glück kommt diese nicht platt um die Ecke. Was mich wieder vollkommen
entsetzt hat, war der Fakt, dass das naive Landei sich nach einer etwas
unglücklichen Misere wieder auf das sichere Land zurückbegibt. Gut
könnte man sagen, junges naives Ding und andere Zeiten halt. Aber für
ein feministisches Konzept/Buch, sollte es einen anderen Handlungsstrang
geben, einen deutlich stärkeren Handlungsstrang. Nach diesem Fauxpas
glätten sich die Wogen und das Landei begibt sich durch einen
glücklichen Zufall wieder nach New York, nicht durch ein eigenes
Intervenieren wohlgemerkt und die Geschichte nimmt wieder etwas Fahrt
auf. So ist die Zeit des Krieges in New York und die Weiterentwicklung
der Stadt nach dem zweiten Weltkrieg ganz gut getroffen. Auch recht
spannend ist dieses Buch geschrieben. Aber die Figur des Landeis und ich
werden wohl keine Freunde, obwohl diese Person älter und reifer wird.
Aber wenn man mich schlussendlich fragt, was ich aus diesem Buch ziehe,
kann ich leider nur sagen, eine nette Unterhaltung. Eine
Sommerunterhaltung mit einem Buch, dass es in meinen Augen leider
verpasst hat, ein feministisches Werk zu werden. Sehr schade! Wo ich von
einer Elizabeth Gilbert eigentlich ein deutlich besseres Buch mit einer
überzeugenderen Hauptperson erwartet hätte! Aber so ist das mit den
Erwartungshaltungen.
City of Girls von Elisabeth Gilbert
Roman Broschiert, 496 Seiten
erschienen bei S. Fischer
am 27. Mai 2020
ISBN 978-31000024763
Preis 16,99 €
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