23. Januar 2017

Abgründig und irgendwie typisch Grangé





Eine egozentrische, verrückte und skrupellose Familie und dazu eine äußerst verzwickte Geschichte hat Jean-Christophe Grangé in seinem neuesten Werk "Purpurne Rache" geschaffen.

Grégoire Morvan, Familienvater, Despot, Schläger und für di Französische Regierung der Mann fürs Grobe (wenn auch auf hohem Posten) sieht seine mit zweifelhaften Mitteln erworbene sprudelnde Geld und Machtquelle im Kongo gefährdet. Ein Unfall auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Bretagne schreckt ihn zusätzlich auf.
Sein Ältester Erwan, praktischerweise Polizist und ehemaliger Kämpfer einer Eliteeinheit, seiner schönen Schwägerin Sophia hoffnungslos verfallen jedoch ansonsten Frauen zugetan, die gesellschaftlich und geistig weit unter ihm stehen, ermittelt in der Bretagne für Vater Grégoire und stößt in ein Wespennest.
Schwester Gaëlle befasst sich zwischenzeitlich mit dem Vorantreiben ihrer Schauspielkarriere a la Sophia Loreen, schafft es jedoch nur bis zu Castings als Bikinimädchen bei Quizshows und finanziert sich als Edelnutte.
Loïc, der andere Sohn von Grégoire und millionenschwerer Broker, fühlt sich im Drogenmilieu unter versifften Brücken am wohlsten, hat nach einer steilen Alkoholikerkarriere in früher Teenagerzeit alles an Drogen exzessiv probiert, was er bekommen konnte, und achtet dennoch darauf, beim Koksen sein Amaturenbrett sauber zu halten.
Mutter Maggie als duldende und geprügelte Ehefrau konnte sich und ihre Kinder schon früher nicht retten, trägt aber ein Geheimnis aus ihrer Zeit im Kongo mit sich herum.

Die Wiege der Familie Morvan im Kongo, das frühere Leben von Grégoire mit all seiner Brutalität beim Fangen eines verrückten Serienmörders dort und seine schmutzigen Geschäfte in dem afrikanischen Land und seine Peergroup, die er sich dort aufgebaut hat, sind der Dreh- und Angelpunkt, auf den alles hinzudeuten scheint. Die Morde deuten auf einen Zusammenhang zu den damaligen Morden des Nagelmannes im Kongo hin.
Die Geschichte entspinnt sich um die Ermittlungen Erwans beginnend auf dem Luftwaffenstützpunkt und gefolgt von weiteren schaurigen Mordschauplätzen. Er deckt häppchenweise schier unglaubliche Dinge auf, die zunächst einzeln gesehen verwirrend und verworren sind. Im Laufe des Buches, nach vielen Wendungen und Überraschungen, wie man das von Grangé gewohnt ist, fügen sich die einzelnen losen Fäden zu einem Gewebe, das ein klares Bild für den Leser ergibt.

Die Grundidee des Buches ist sehr gut, aber es konnte mich dennoch nicht wirklich packen. Für meinen Geschmack ist die Handlung zu breit angelegt, einige Entwicklungen und Wendungen sind mir zu gewollt und damit unglaubwürdig im Kontext der restlichen Geschichte.
Die Spannung, angemessen für einen guten Thriller, wird für mich zu oft durch Erwans Theoretisieren gebremst, das nimmt der Geschichte Tempo und wirkt ein wenig hilflos. Stilistisch halte ich  nicht für sehr gelungen, Erwan verzettelt sich in zu vielen Passagen gemeinsam mit mir als Leser und ich hatte das Gefühl, Grangé wollte manchmal einfach zu viel. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Da Auflösung des Falles erschien mir etwas zu flapsig geschrieben, so als muss jetzt alles unbedingt zuende gebracht werden, nachdem vorher viel Zeit für noch mehr Details aufgewendet wurde. Gefallen hat mir allerdings sehr, dass nicht alles restlos geklärt ist, ohne dass man auf eine Fortsetzung der Geschichte zwingend angewiesen und damit wahrscheinlich enttäuscht wäre.

Fazit
Für eingefleischte Fans von Grangé ist dieses Buch sicherlich ein Muss. Es ist eine spannende und verworrene Geschichte, die mir ein wenig zu verdreht war und drei Sterne erhält.

Jean-Christophe Grangé 
Purpurne Rache

Erscheinungsdatum Erstausgabe :11.11.2016
  • Verlag : Ehrenwirth
  • ISBN: 9783431039641
  • Fester Einband 764 Seiten
  • 26,00 €

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