27. August 2016

Rezension zu "Beijing Baby" von Volker Häring



Das moderne Peking ohne Klischees, wo das Leben zwischen Tradition in den Hutongs und Moderne in Karaokebars und Touristenrestaurants aufeinandertrifft und verknöcherte, korrupte und Seilschaftbehaftete Politik den Alltag bestimmt, ist neben der Handlung bestimmend für diesen Länderkrimi.

Klappentext
Die junge Kommissarin Xiang wurde gerade erst nach Peking versetzt, als sie schon mitten in einem Fall mit höchster politischer Brisanz steckt. Eine bildhübsche Schauspielstudentin liegt tot im Innenhof des Pekinger Theaterinstituts - und sie scheint Beziehungen zu hochrangigen Politikern gehabt zu haben. Xiang Xia nimmt die Ermittlungen auf und schnell wird klar, dass die Spur ins Rotlichtmilieu führt. Doch die Kommissarin scheint gegen Windmühlen zu kämpfen. Und auch ihr altgedienter Kollege Inspektor Wang, dem das traditionelle Leben in den Pekinger Hutongs über alles geht, ist zunächst keine große Unterstützung.
Mithilfe des deutschen Austauschstudenten Phillip und ihrer gnadenlos modernen Schwester Xiang Mei gelingt es ihr schließlich, tief in das Pekinger Nachtleben einzutauchen.
Doch niemand hätte ahnen können, welche dunklen Geheimnisse im Schatten dieser schillernden Halbwelt zwischen Karaokebars und Massagesalons lauern...

Das Buch als eine Mischung aus Reiseführer und Spannungsliteratur liest sich angenehm und flüssig, aber in meinen Augen ist die Mischung als Länderkrimi  aus Reiseliteratur und kriminalistischer Handlung nicht sehr gut gelungen. Der Informationsgehalt zum Kennenlernen von Land und Leuten ist angemessen, interessant und nicht schulmeisterhaft vordergründig dargestellt, doch leider wirkt die Krimihandlung für mich zu nebensächlich und gewollt eingefügt, ist unspannend erzählt und tritt dadurch zu sehr in den Hintergrund des Buches.

Sympathie bringe ich Inspektor Wang entgegen, diese schrullig gezeichnete Figur bekommt durch ein paar Hintergrundinformationen zu seinem Leben und seinen Vorlieben für mich mehr Körper, wohingegen die Hauptakteurin Xiang Xia, ihre Schwester Xiang Mei und der Deutsche Phillip stereotyp und leblos für mich bleiben. Die Nebencharaktere treten auf und verschwinden wieder, ohne dass ich mich als Leser an sie annähern könnte.
Außerdem stören mich einige Wiederholungen, zum Beispiel weiß ich nach nach der ersten Erwähnung, dass Inspektor Wang belesen und Peking-Opern-Kenner ist und damit seine junge Vorgesetzte, die eigentlich Literatur studieren wollte, überrascht, und könnte gut auf die mehrfache Erwähnung im ersten Teil des Buches verzichten.

Im letzten Teil des Buches nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf, dennoch wird auch hier Potenzial zum Spannungsaufbau verschenkt, der Leser wird leider nicht bei der Stange gehalten, indem Ortswechsel und Blenden klug ausgebaut und eingesetzt werden. Schade.
Die Auslösung des Falles am Ende des Buches klärt alle Fragen, gestaltet sich für mich passend zum Buch völlig unspektakulär und schlicht.

Ich mag sehr gerne kluge Kriminalliteratur, die ohne nägelkauende Spannung auskommt, aber dazu gehören für mich gut gezeichnete Charakter mit interessantem Hintergrund und eine spannende, wenn auch unblutige Handlung, bei der ich entweder Täter, Opfer oder Ermittler begleiten und mitfiebern kann. Leider ist dies in diesem Buch nicht gut umgesetzt, weshalb ich drei Sterne vergebe.

Peter Häring, freier Journalist aus Berlin und Asien-Radler legt mit diesem Länderkrimi sein Romandebüt vor. Er ist Autor verschiedener Reiseführer zu Asien und China, Sänger und Gitarrist der Band "Alptraum der Roten Kammer", die Chinesische Rockklassiker auf deutschen Bühnen aufführt und organisiert mit seinem Reiseveranstalter "China By Bike" in Südostasien Aktivreisen.


Volker Häring "Beijing Baby"
Länderkrimi
ISBN 9783958891005
Erschienen im Juni 2016
Bei CONBOOK Medien
flexibler Einband, 352 Seiten

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