3. September 2018

Tragisch-Stilvolle Inselgeschichte





Tragisch und stilistisch gewollt angestaubt und altertümlich erzählt die preisgekrönte französische Autorin Sophie Van der Linden eine Liebesgeschichte zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Ihr Roman „Eine Nacht, ein Leben“ konzentriert die Handlung auf eine Nacht und auf eine Insel.

Der Maler Henri liebt Youna und reist ihr auf die französische Insel B. nach, auf die sie sich vor über einem Jahr von Henri unverstanden zurückzog und seither nichts mehr von sich hören ließ. Henri hofft, durch seinen überraschenden Besuch das Geschehen zu verstehen und die einstmalige Beziehung wieder zu beleben. Er verbringt einen Tag und eine Nacht auf der Insel, nachdem er keine Antwort von der nunmehr unabhängigen Youna bekommen hat, bis der Beginn der Ersten Weltkrieges ihn aus der träumerischen und malerischen Landschaft der Insel, aus erstaunlichen und interessanten Begegnungen mit Inselbewohnern und aus seinem Lebenstraum reißt.

Äußerst bildhaft und poetisch ist der Sprachstil der Autorin, ein bisschen klassisch und (wahrscheinlich gewollt) altertümlich, gespickt von stilvollen Landschaftsbildern, genauen Porträts vieler Randfiguren und Begegnungen von Henri mit den Inselbewohnern. 
Das Stück Lebensweg, auf dem man Henri beim Lesen begleitet, ist zwar wesentlich aber äußerst kurz mit den anberaumten 24 Stunden, und es gibt wenige Rückblicke auf sein und Younas bisheriges Leben. Mäandernd weicht die Autorin immer wieder ab, um die vielen Nebenfiguren, die Henri nur aus der Ferne betrachten, unter die Lupe zu nehmen. Das schafft für mich wenig Nähe zur Geschichte selbst sondern eher Abstand, wie durch ein Fernglas betrachtet. Der Blick auf Henri und Youna verliert sich dabei.


Ein schmales Büchlein, das mich leider nicht wirklich packen und überzeugen konnte, trotz des atmosphärischen, schönen und eleganten Stils entglitt mir die Geschichte beim Lesen.


Sophie Van der Linden „Eine Nacht, ein Leben“
Roman, gebunden 112 Seiten
Erschienen im Mare Verlag
August 2018
ISBN 978-3-866482784
18 Euro


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